Beim Karpaltunnelsyndrom (KTS/CTS) handelt es sich um eine Einklemmung des Mittelhandnerven (Nervus medianus) im Handgelenkstunnel (Karpaltunnel).

Der Karpaltunnel ist ein enger Kanal für Nerv und Sehnen im Bereich des inneren Handgelenks. Der Boden des Tunnels wird von den Knochen der Handwurzel und das Dach des Tunnels wird durch eine faserige Bandplatte gebildet. Im Normalfall bietet der Tunnel genug Platz für alle Strukturen. Beim CTS jedoch ist der Tunnel zu eng geworden und der Nerv hat nicht mehr genügend Platz. Er wird eingeklemmt.

Was sind die Beschwerden beim Karpaltunnelsyndrom?

Die Beschwerden beim CTS werden durch die Fehlfunktion des Nerven verursacht. Typischerweise beginnen sie mit einem nächtlichen Einschlafgefühl der Finger oder der gesamten Hand. Die Patienten wachen von diesem unangenehmen Gefühl auf, schütteln die Hand oder massieren sie. Der Nachtschlaf kann massiv gestört werden. Häufig wird auch beschrieben, dass die Hand am frühen Morgen steif und unbeweglich ist.

Mit der Zeit nehmen die Beschwerden zu: Das Einschlafgefühl und Kribbeln wird auch tagsüber häufiger, es kann sich eine Taubheit der Fingerspitzen entwickeln. Häufig treten unangenehme Schmerzen auf, die auch in den Unterarm oder sogar bis in die Schulter ausstrahlen können. Bleibt der Nerv dauerhaft eingeklemmt, beginnen die Muskeln an der Hand zu schrumpfen und die Hand wird unbeweglich. Das Greifen von kleinen Gegenständen fällt schwerer, Knöpfen oder Flaschen aufdrehen wird zur Herausforderung. Das Leiden ist weit verbreitet. Am häufigsten tritt es im Alter von 40 – 60 Jahren auf. Frauen sind von der Erkrankung doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Warum wird der Karpaltunnel zu eng?

Grund dafür ist ein Umbauprozess des Tunneldaches: Die Bandplatte verdickt sich und verkalkt. Je weiter sie an Volumen zunimmt, desto weniger Platz hat der Nerv.

Die Ursachen für die Verdickung der Bandplatte sind sehr vielfältig und bis jetzt noch nicht gänzlich geklärt. Am häufigsten ist die Erkrankung bei Frauen im mittleren Lebensalter. Die Krankheit kann jedoch auch in jedem anderen Lebensalter auftreten. Eine Rolle spielen Übergewicht, Rauchen, Diabetes mellitus sowie Nieren – und Schilddrüsenerkrankungen. Manche Familien sind häufiger vom CTS betroffen, so dass eine gewisse Veranlagung und Vererbung ebenso einen Einfluss hat. Auch hormonelle Veränderungen spielen eine wichtige Rolle: so tritt das CTS beispielsweise auch in der Schwangerschaft oder nach der Menopause gehäuft auf. Im Zuge einer Handverletzung kann es ebenfalls zu einer Einengung des N. medianus kommen. Auch der Beruf und die mechanische Belastung der Hand sind ursächlich. Hier gelten besonders sehr schnelle und kraftaufwendige Arbeiten als gefährdend.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?

Wegweisend ist das Gespräch zwischen Patient und Arzt. Die Symptome sind in den meisten Fällen sehr eindeutig zuzuordnen und das „Schüttelzeichen“ (das nächtliche Ausschütteln der Hände bringt Besserung) tritt bei nahezu jedem Patienten auf.

Bei der körperlichen Untersuchung muss auf einen Muskelschwund des Daumenballens geachtet werden und die Berührungsempfindlichkeit der Fingerspitzen wird überprüft.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Hier wird der Verlauf des N. Medianus im Handgelenk mit Strom gemessen. Das Verfahren ist nicht gefährlich und kann auch bei Schwangeren oder Trägern von Herzschrittmachern angewendet werden. Gemessen wird die Zeit, die der Nerv braucht, um ein Stromsignal an die Muskeln zu übertragen. Je länger der Nerv braucht, desto stärker und länger ist er im Karpaltunnel eingeklemmt.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom behandelt?

Ist das CTS im Anfangsstadium oder sprechen andere gesundheitliche Gründe zwingend gegen eine Operation, kann zunächst die konservative Therapie mit einer Handschiene erfolgen. In einigen Fällen kann so Zeit gewonnen werden und die Beschwerdesymptomatik vor allem in der Nacht kann gelindert werden. Früher häufig durchgeführte Kortisonspritzen (hierbei wird in den Karpaltunnel gespritzt)sind heutzutage nicht mehr empfohlen. Der Effekt ist gering und nicht von Dauer, die Gefahr, dass der Nerv versehentlich gespritzt wird dagegen sehr hoch. Außerdem verschlechtert sich durch vorangegangene Spritzentherapien die Wundheilung bei einer nachfolgenden Operation. Wichtig sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen um ein Voranschreiten der Erkrankung zu erkennen. Nehmen die Beschwerden zu oder treten schon Sensibilitätsausfälle oder Griffschwäche und Muskelschwund auf, ist eine Operation nicht zu umgehen.

Nerven sind ein empfindliches Gewebe. Sie sollten nicht zu lange einem erhöhten Druck ausgesetzt sein, da sonst das Risiko einer dauerhaften Schädigung besteht.

Die endgültige Heilung kann nur eine Operation bringen. In der großen Mehrzahl der Fälle wird dieser kleine Eingriff ambulant und in lokaler Betäubung durchgeführt. Das Prinzip der Operation ist einfach: Der Nerv muss befreit werden. Hierzu wird das verdickte Band unter dem Mikroskop vollständig unter Schonung des Nerven und der Sehnen durchtrennt. Der Schnitt in der Handinnenfläche ist meist nicht breiter als 2-3 cm und verheilt oft ohne sichtbare Narbe. Der Tunnel wird so erweitert und der Nerv hat wieder genügend Platz, um seine Arbeit wieder aufzunehmen. Häufig sind die Beschwerden schon in der Nacht nach der Operation zu einem großen Teil verschwunden und ein Durchschlafen wird wieder möglich. Wird die Operation beim Spezialisten durchgeführt, ist das Operationsrisiko gering. Hier in unserer neurochirurgischen Praxis haben wir uns auf diese Art von Eingriffen spezialisiert. Wir arbeiten nach höchsten Standards und haben schon mehr als 10.000 dieser Operationen erfolgreich durchgeführt. In über 99% der Fälle sind wir mit der Operation erfolgreich. Ist der Nerv jedoch zu lange eingeklemmt gewesen, kommt die Operation leider zu spät und die Beschwerden verschwinden nicht mehr vollständig. Unsere Erfahrung und der aktuelle Forschungsstand zeigen, dass die besten Heilungschancen bestehen, wenn das CTS früh operiert wird.